Eigentlich ist SketchUp ganz bescheiden in seinen Mitteln. Es kennt nur zwei Elemente, aus denen seine Welt besteht: Linien und Flächen. Linien können auch mal für sich einen Weg finden, oft aber umschließen Sie Flächen. Dann nennt man sie wohl besser Kanten. Gekrümmte Flächen und Volumen sind dem Programm völlig fremd. Zerschneiden Sie zum Beispiel einen Körper – wie, das lernen Sie noch – dann fliegt der Schwindel auf. Im Inneren ist Nichts! Alles besteht nur aus Oberflächen (surfaces) und Linien. Fast so wie ein Papierschneidemodell.
Das muss man wissen, um das Programm zu verstehen.
Die Flächen haben auch zwei Seiten, eine Vorder- und eine Rückseite. An den Farben kann man sie unterscheiden. Die dunklere, für die ich nicht wirklich einen Namen finde, ist die Rückseite. Manche Befehle funktionieren nur, wenn alle Flächen richtig gewendet sind. Mit einem Rechtsklick auf die Außenseiterin kann man die Fläche umkehren.
Auch Kreise bestehen aus einer einstellbaren und deshalb oft nicht mehr wahrnehmbaren Anzahl von geraden Linien. Eigentlich sind es sogar Strecken. Und die gekrümmten Flächen sind auch nicht wirklich sphärisch, sondern bestehen aus kleinen ebenen Flächen.
Hat Sketchup einmal eine geschlossene Form, die aus Linien besteht, begriffen, und einen Körper, der eben Kanten hat, dann tut das Programm sehr viel, um bei Veränderungen dies beizubehalten. Ein kleines Beispiel: Ein ganz normales Haus mit Satteldach. Wie geht man vor? Vermutlich werden die meisten von uns zunächst einmal einen Quader entwerfen, dann in der Mitte der Giebelseite eine Höhe festlegen, den First einzeichnen, und schließlich die Dachflächen. Sketchup ist da viel direkter. Der Quader, ja, der wird erst einmal konstruiert. Nun aber: von Seitenmitte zu Seitenmitte der Giebelansätze eine Linie, so was wie ein abgestürzter First, das reicht. Mit dem Verschieben-Werkzeug ziehe ich ihn einfach senkrecht nach oben, und die Dachschräge folgt willig.
Flächen müssen in SketchUp immer eben bleiben. Deshalb faltet SketchUp die Flächen automatisch bzw. verbiegt sie soweit, dass jeder beliebige Vorgang ausgeführt werden kann, bei dem verworfene Flächen entstehen.
Eine sechseckige Säule wird an seiner Ehre, nein, seiner Oberfläche gepackt und gedreht. Die Seiten folgen den Kanten, so lange es eben geht.
Komplizierter wird es, wenn sich Körper wechselseitig durchdringen. Damit da was Dauerhaftes passiert muss man SketchUp auf die Sprünge helfen. Erst mit dem Befehl Verschneiden entstehen an den Durchdringungslinien echte Kanten, die dann neue Formen erzeugen. Bei Programmen, die mit Volumen, und nicht mit Flächen arbeiten, werden solche Booleschen Operationen mit links gemeistert. Aber mit ein wenig Geduld geht es bei SketchUp auch:
Zwei Körper durchdringen sich, aber ohne dass die gemeinsamen Durchdringungskanten wirklich erzeugt wären. Zunächst. Verschneiden!
Dann entstehen neue Kanten und Flächen. Löscht man die oder jene Form mit all ihren Elementen, dann erhält man dieses oder jenes Ergebnis.
Sketchup beherrscht auch Boolsche Operationen!